07 / 2000
  Integrationsbemühungen an Grazer Schulen: 
„Das Erreichte kann erst ein Anfang sein“

Wie KORSO ausführlich berichtete, herrschte im Herbst 1999 große Aufregung rund um einige Grazer Volksschulen am rechten Murufer. Auslöser waren der recht geringe Anteil inländischer und mangelnde Deutschkenntnisse ausländischer SchülerInnen. In der Folge wurde den beiden Vereinen ISOP und SALE vom Land Steiermark zwei Millionen Schilling für unterstützende Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Trotz des großen Erfolges ist die Finanzierung für das kommende Schuljahr noch nicht sichergestellt. 

Im Februar starteten SALE und ISOP in Zusammenarbeit mit den Vereinen Danaida und Zebra ihre Arbeitsschwerpunkte: Angeboten wurden Deutschkurse, Elternberatung, Nachmittagsbetreuung sowie eine Verbesserung des Unterrichtsangebots (etwa durch Native Speaker für den Englischunterricht).

Spielend Deutsch lernen
Mehr als 40 Vorschulkinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse zählte man bisher im Danaida-Projekt „Spielerisch Deutsch lernen“. Laut der Pädagogin 
Mag. Petra Gugler wurden ihnen neben Deutsch auch einfache Grundfertigkeiten beigebracht. „Denn gerade im motorischen Bereich haben viele Kinder Schwierigkeiten“. Dieses Projekt wird über den Sommer weitergeführt, so dass zu hoffen ist, dass die Zahl von SchulanfängerInnen mit sehr mangelhaften Deutschkenntnissen im Herbst doch eher gering ausfallen wird. Positiver Nebeneffekt: Viele Mütter haben inzwischen selbst begonnen, Deutschkurse zu besuchen. 

Aus für Integrative  Lernbetreuung?
Weniger rosig sieht es um die Weiterführung der „Integrativen  Lernbetreuung“ an der Volksschule Hirtengasse aus. Hier wurden in den letzten Monaten 32 SchülerInnen – darunter acht Kinder mit deutscher Muttersprache – am Nachmittag betreut. Laut SALE-Projektleiterin Mag. Angelika Truppe wurde dies von der Schule begeistert angenommen. „Nachdem die Kinder aber erfahren haben, dass es im Herbst keine Lernbetreuung mehr geben soll,“ so Truppe, „fühlen sie sich wieder im Stich gelassen.“ 
 

Volkschule Afritschgasse: 
Beispiel für positiv gelebte Multikulturalität

Stadt Graz: Weiterfinanzierung noch nicht entschieden 
Laut Stadtschulratspräsident Dr. Herbert Just wird erst im Herbst über die Projektweiterführung entschieden. „Das Stadtschulamt wird im Budget jedenfalls die Finanzmittel dazu anmelden und das Land Steiermark wieder um einen Zuschuss ersuchen,“ versichert Just. „Aber auch diese zu erwartenden Mittel“, betont ISOP-Geschäftsführer Mag. Robert Reithofer, „können erst ein Anfang sein. Denn in vielen Bereichen gibt es noch einen großen Bedarf an zusätzlichen Angeboten.“ 

Trennung in In- und Ausländergruppen?
Für einzelne Schulen am rechten Murufer zeichnet sich für das kommende Schuljahr wieder ein hoher Anteil an ausländischen ErstklasslerInnen ab. Im Stadtschulamt hat man aus den Ereignissen im vergangenen Herbst gelernt und reagiert mit einem umfassenden Maßnahmenpaket. So wird, wie Bezirkschulinspektorin Dietlinde Leder betont, „an allen sechs Schulen mit hohem Ausländeranteil in den ersten beiden Klassen sowohl ein Volksschul- als auch ein Interkultureller Lehrer unterrichten.“ Für die beiden Volksschulen Hirtengasse und St. Andrä, deren erste Klassen auch im kommenden Schuljahr einen Anteil ausländischer Kinder von etwa 70 % aufweisen werden, sind spezielle „reformpädagogische“ Ansätze geplant. Unter anderem soll, so Leder, auf den bereits in den 20er Jahren entwickelten Jena-Plan zurückgegriffen werden, der die Einteilung der SchülerInnen in eine Stammgruppe sowie einzelne Projektgruppen vorsieht. In einer dieser Gruppen sollen dann die österreichischen Kinder zusammengefasst werden …
 
Joachim Hainzl

 

 
JULI AUSGABE GLOBAL CORNER