Ökotechniknetzwerke in der Steiermark

Zwei Beispiele für Netzwerkbildung im Ökotechnikbe-reich in der Steiermark:
1. Unter dem Firmennamen „ICON“ hat sich eine Gruppe steirischer Betriebe zusammengeschlossen, um unter einheitlichem Markennamen international besser auftreten zu können. Die Produkte: Gebäude-, energie- und umwelttechnische Anlagen, aber auch Dienstleistungen wie Consulting, Planung, Projektmanagement.
2. Unter dem Arbeitstitel „ARGE Biogas“ verfolgen sechs steirische Unternehmen und Institutionen die Realisierung einer Anlage zur Vergasung regional anfallender biogener Abfälle mit dem Zweck der Energiegewinnung und Abfallbewirtschaftung.


„ICON“ steht für Industrial Construction Network und verbindet elf kleine und mittelständische steirische Unternehmen aus verschiedenen Branchen des Anlagenbaus. Das Firmennetzwerk entstand aus einem (bewilligten) Projektansuchen im Rahmen des ADAPT-Gemeinschaftsprogrammes der EU, das vor etwa fünf Jahren vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Graz (Federführung: Dr. Josef Scheff) in Brüssel eingereicht wurde. Projekthypothese: Aus einer Vernetzung der Potentiale von branchenähnlichen oder branchenbenachbarten Unternehmen in der Region sollten (in zweifacher Bedeutung) globale Wettbewerbsvorteile für jedes einzelne dieser Unternehmen erwachsen. Flukturierendes Know-how und ein offener Umgang mit der Weitergabe von Kundenkontakten, die wechselseitige Nutzung von Marktzugängen zwischen den beteiligten Unternehmen sollten rigoros ermöglicht werden. Gleichzeitig sollten Strukturen geschaffen werden, die Überschneidungen und „Konkurrenz nach innen“ – so weit wie möglich – verhindern.
In der Auslaufphase der EU-Projektförderung durch die Gemeinschaft investierten die nunmehr beteiligten Betriebe im Jahr 1998
15 Mio Schilling in die Gründung einer GmbH mit dem Namen ICON. Der Markenname gilt inzwischen innerhalb der EU als Leitprojekt für erfolgreiche Umsetzung von Förderprogrammen.


Geschäftspraxis im Kompetenznetzwerk

DI Peter Pichler, gebürtiger Steirer und nach 15 Jahren Auslandstätigkeit (Flugzeugbau) per Headhunting wieder in die Steiermark zurückgeholter ICON-Geschäftsführer, beschreibt die Dynamik und Funktionsweise des inzwischen erfolgreichen Industrieclusters realistisch: Bei absolutem Weiterbestand der vollen Eigenständigkeit jedes einzelnen der beteiligten Unternehmen soll ICON vor allem Zusatzpotentiale (neue Geschäftsfelder, Kunden, Projekte) schaffen. Denn: Das Ganze (des Netzwerks) ist mehr als die Summe seiner Teile.
Daneben wickeln die Firmen Aufträge aber auch im Alleingang ab. Die Entscheidung, wann man sich des Netzwerks bedient, steht den Beteiligten weitestgehend frei. Andererseits steht es aber auch der ICON-Administration frei, zur Kompetenzerweiterung bei der Abwicklung von Projekten Ad-hoc-Partner („Konsortialpartner“) „von außen“ zu holen.
Die inzwischen unter „ICON GmbH“ anbietenden steirischen Betriebe beschäftigen gegenwärtig insgesamt etwa 1800 MitarbeiterInnen und weisen einen Jahresumsatz von ca. 2,4 Mrd. öS aus. Unter ihnen befinden sich bekannte Namen wie Heiz-Hofstätter, GAW, BT-Anlagenbau, SFL, J. Christof, VTU Engineering, Kastner & Partner u. a.
ICON wird übrigens als erste derartige steirische Firmengruppe die von Eco & Co im Rahmen der IT-Martketingplattform für interne Zwecke neu entwickelte Intranet-Kommunikationsebene nutzen. Zur bestmöglichen Unterstützung der Kommunikation und der täglichen Arbeitsabläufe zwischen den Mitgliedern solcher Arbeitsgemeinschaften wurde im Rahmen der Ökotechnik- und Marketingplattform www.ecoundco.at auch ein Intranet-Werkzeug entwickelt. Diese Software arbeitet auf der Basis der kostengünstigen Internet-Technologie und generiert einen eigenen, geschützten Bereich, in dem der Datenaustausch zwischen den Unternehmen stattfinden kann.
Eco & Co kennzeichnet im Rahmen der IT-Plattform nun Firmen, die sich dort in ausführlicher Form präsentierten, mit einem speziellen Gütesiegel – „member of www.ecoundco.at“. Diese Marke signalisiert, dass das Unternehmen die Vorteile der Internet-Plattform aktiv nützt und seine Produkte und Dienstleistungen primär über diesen Kanal vermarktet. Die Mitgliedsbetriebe haben dabei die Möglichkeit, die dort präsentierten Daten selbst zu warten und damit ständig aktuell zu bleiben.

ICON-Geschäftsführer Pichler (l.):
Netzwerk schafft Zusatzpotentiale für alle beteiligten Betriebe.
Biogas-Projektplaner Feigl (r.):
Ungeahnte Möglichkeiten beim Aufbau eines Biogas-Netzwerkes

Stärkefeld Biogas

Der Gewinnung von Gas aus Gärprozessen biogener Abfälle widmet sich ein Projekt in der Oststeiermark. Der Einsatz von Gas aus dezentraler Biomethanisierung als Energieträger reduziert in globaler Bilanz die klimarelevanten Spurengase. Gleichzeitig werden Abfallpotentiale einer entsprechenden Nachnutzung zugeführt.
Unter Federführung des Technischen Büros Feigl in Weiz (Ing. Wolfgang Feigl) und Eco & Co wurde eine aus sechs Firmen und Institutionen bestehende „Projektgruppe Biogas“ ins Leben gerufen, die – unter Einbeziehung der Abfallverbände – die Realisierung einer Biogasanlage in der Region Weiz-Gleisdorf vorantreiben soll.
Bei den aufwendigen Voranalysen ist vor allem auch die Frage nach der Art des anfallenden biogenen Mülls bzw. die wirtschaftliche „Einbettung“ einer derartigen Anlage in die Region zu bedenken. Nach Beantwortung der Frage, welche Reststoffkategorien zum Einsatz kommen sollen (Industrieabfälle oder landwirtschaftliche Reststoffe, Grünschnitt), muss in zahlreichen Tests Art und Geschwindigkeit der wechselweisen Reaktion der verschiedenen Reststoffe während des Gärprozesses herausgefunden werden. Eine Projektvariante weist in Richtung der in der Region ansässigen Lederfabrik Schmidt. Hier entstehen einerseits aufgrund des Produkts nicht unerhebliche Mengen an Fleischabfall, andererseits besteht entsprechender Bedarf an Energie.
Andere Überlegungen gehen in Richtung Verarbeitung von Grünschnitt, wobei die entsprechenden kritischen Massen auch über die Nutzung von landwirtschaftlichen Brach- und Stilllegungsflächen erreicht werden könnten.
In Österreich arbeiten gegenwärtig insgesamt 75 Biogasanlagen. Laut den Ergebnissen einer Studie wäre im gesamten Bundesgebiet ein Bedarf von bis zu 46.000 derartigen Einrichtungen (!) gegeben. Für die Steiermark wird allein ein möglicher Bedarf von knapp 900 Blöcken ausgewiesen. In der ARGE Biogas finden sich Firmen wie die steirische Sattler OHG (Technologie für textile Expansivspeicher), die VTU Enigeering GmbH (Büro für Verfahrenstechnik) oder die D.C.E. GmbH (Deponietechnikconsulter) aus Köflach. Eingebunden sind auch das Institut für Wärmetechnik der TU Graz und die Energiewerkstatt Weiz. -ko