„Die Zeit ist reif für Frauenförderung“

So lautete der Titel einer von Arbeiterkammer und Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) organisierten Tagung im Rahmen der Stiftingtaler Gespräche. Wie reif die Zeit für eine Informationsveranstaltung zum Thema war, haben die Ergebnisse einer Umfrage unter steirischen Betriebsrätinnen gezeigt.

97% der befragten Betriebsrätinnen aus 116 Unternehmen halten Frauenförderung für wichtig, aber nur knapp zwei Drittel gaben im Rahmen der von AK und GPA durchgeführten Umfrage an, den Begriff „Frauenförderplan“ überhaupt zu kennen, ähnlich viele wissen, welche Ziele (nämlich Förderung von Frauenkarrieren und Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf) derartige Pläne verfolgen. Warum nur Frauen befragt wurden, erklärt Mag. Verena Kokoschinegg, Frauensekretärin der GPA Steiermark: „Weibliche Betriebsräte sind als vielfach selbst Betroffene und Beraterinnen einfach näher am Thema als ihre männlichen Kollegen.“
Am besten informiert waren die Belegschaftsvertreterinnen von Betrieben mit 201 bis 500 Beschäftigten. Insgesamt 6% gaben an, ihr Betrieb verfüge über einen Frauenförderplan. „Bei näherem Nachfragen hat sich allerdings herausgestellt, dass die vorhandenen Vereinbarungen meist gar keine Frauenförderpläne im Sinne des Arbeitsverfassungsgesetzes sind!“, beanstandet die Frauenreferentin der AK, Mag. Bettina Schrittwieser.

Mag. Faber, Frauenbeauftragte der Bank Austria(l.): „In unseren Chefetagen tummeln sich nach wie vor 98% Männer“,
Sandra Frauenberger: „Training des strategischen Umgangs mit Männern“,
Mag. Verena Kokoschinegg (r.): „Weibliche Betriebsräte sind als vielfach selbst Betroffene näher am Thema“

Vorlaufzeit

Handlungsbedarf ortet auch die Leiterin des Frauenressorts der GPA, Sandra Frauenberger, und nutzte die Gelegenheit, das von ihr mit herausgegebene 4-Schritte-Programm zur Erstellung eines Frauenförderplanes zu präsentieren. Von heute auf morgen kann ein Betrieb das Versäumte allerdings nicht aufholen. „Dazu gehört Bewusstseinsbildung bei MitarbeiterInnen und Führungskräften, Entwicklung von Frauen-Seilschaften und strategischer Umgang mit den Männern, die die Zusammenarbeit mit weiblichen Vorgesetzten oft stresst“, weiß Frauenberger. „Selbst bei optimistischer Schätzung beträgt die Vorlaufzeit für die Implementierung eines Frauenförderplanes eineinhalb Jahre.“

Gesetze kaum bekannt
Die größte Informationslücke hat sich im Bereich der Gesetze gezeigt: „Obwohl Frauenförderpläne bereits 1992 als mögliche Betriebsvereinbarung in das Arbeitsverfassungsgesetz aufgenommen wurden, wussten nur 27% der Befragten davon“, berichtete Schrittwieser. Aus diesem Grund plant die AK eine Informationsoffensive (siehe Interview). Die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten sollen aber nicht nur publik gemacht, sondern auch noch verbessert werden, fordert die AK-Frauenreferentin. „Betriebe sollten verpflichtet werden, Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz zu setzen, Kann-Bestimmungen für Frauenförderpläne reichen für eine Trendwende nicht aus!“
Dass auch harte Arbeit im Sinne der weiblichen Beschäftigten nach wie vor nur kleine Fortschritte bringt, war den Ausführungen von Mag. Leopoldine Faber, der Frauenbeauftragten der Bank Austria, zu entnehmen. Auch nach zehn Jahren Tätigkeit als betriebliche Frauenbeauftragte muss sie folgendes Resümee ziehen: „Wir haben zwar mehr Mitarbeiterinnen als früher, aber in den Chefetagen tummeln sich nach wie vor 98% Männer.“