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"Gescheiterte Flucht" – CLIO-Ausstellung
in der Grazer Synagoge
Im Dezember 1939 verließ ein Schiff mit über 1000 Flüchtlingen
an Bord den Hafen von Bratislava/Pressburg. Zum Großteil waren die
jüdischen Passagiere per Bahn von Wien gekommen; unter ihnen auch
einige, die aus der Steiermark nach Demütigungen und Beraubung vertrieben
worden waren. Ihr gemeinsames Ziel war Palästina.
Nach einer zweiwöchigen Odyssee auf der Donau erreichte die Gruppe
den serbischen Ort Kladovo. Alle Bemühungen um eine Weiterreise scheiterten
zunächst am strengen Winter, der den Fluss zufrieren ließ, dann
aber an finanziellen, organisatorischen und letztlich vor allem behördlichen
Schwierigkeiten. Nach fast einem Jahr wurde die Reise fortgesetzt, doch
nicht in Richtung Donaudelta, sondern hundert Kilometer stromaufwärts
nach Sabac. Dort fielen die Flüchtenden im April 1941 in die Hände
der Nationalsozialisten. Nur etwa 200 Jugendlichen gelang es vor dem Überfall
der Nazis auf Jugoslawien Einreisevisa nach Palästina zu erhalten.
Die anderen wurden fast ausnahmslos ermordet. Nur einer Hand voll – unter
ihnen der Mürzzuschlagerin Herta Eisler – entkamen den Nazis und überlebten
auf abenteuerliche Weise.
Zu den 200 überlebenden Jugendlichen zählt Ehud Nahir (früher:
Erich Nachheiser), der Hunderte Fotos, die den Weg dieser Flüchtlingsgruppe
dokumentieren, zu einem Album zusammenstellte, das den Ausgangspunkt für
die Ausstellung bildet. Hinzu kommen Originaldokumente und ein Film, in
dem die Lebenswege von Überlebenden nachgezeichnet werden.
Zwischen 9. und 26. April 2002 zeigt CLIO in der Grazer Synagoge
diese Ausstellung; Eröffnung: Montag, 8. April 2002, 19.00 Uhr. Am
Dienstag, 9. April 2002, 19.00 Uhr, liest Dorothee Steinbauer aus den Lebenserinnerungen
von Herta Reich geb. Eisler.
Mehr Informationen:
clio@gewi.kfunigraz.ac.at
http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/clio |