03 / 2002
 
"Gescheiterte Flucht" – CLIO-Ausstellung in der Grazer Synagoge

Im Dezember 1939 verließ ein Schiff mit über 1000 Flüchtlingen an Bord den Hafen von Bratislava/Pressburg. Zum Großteil waren die jüdischen Passagiere per Bahn von Wien gekommen; unter ihnen auch einige, die aus der Steiermark nach Demütigungen und Beraubung vertrieben worden waren. Ihr gemeinsames Ziel war Palästina.
Nach einer zweiwöchigen Odyssee auf der Donau erreichte die Gruppe den serbischen Ort Kladovo. Alle Bemühungen um eine Weiterreise scheiterten zunächst am strengen Winter, der den Fluss zufrieren ließ, dann aber an finanziellen, organisatorischen und letztlich vor allem behördlichen Schwierigkeiten. Nach fast einem Jahr wurde die Reise fortgesetzt, doch nicht in Richtung Donaudelta, sondern hundert Kilometer stromaufwärts nach Sabac. Dort fielen die Flüchtenden im April 1941 in die Hände der Nationalsozialisten. Nur etwa 200 Jugendlichen gelang es vor dem Überfall der Nazis auf Jugoslawien Einreisevisa nach Palästina zu erhalten. Die anderen wurden fast ausnahmslos ermordet. Nur einer Hand voll – unter ihnen der Mürzzuschlagerin Herta Eisler – entkamen den Nazis und überlebten auf abenteuerliche Weise.
Zu den 200 überlebenden Jugendlichen zählt Ehud Nahir (früher: Erich Nachheiser), der Hunderte Fotos, die den Weg dieser Flüchtlingsgruppe dokumentieren, zu einem Album zusammenstellte, das den Ausgangspunkt für die Ausstellung bildet. Hinzu kommen Originaldokumente und ein Film, in dem die Lebenswege von Überlebenden nachgezeichnet werden.

Zwischen 9. und 26. April 2002 zeigt CLIO in der Grazer Synagoge diese Ausstellung; Eröffnung: Montag, 8. April 2002, 19.00 Uhr. Am Dienstag, 9. April 2002, 19.00 Uhr, liest Dorothee Steinbauer aus den Lebenserinnerungen von Herta Reich geb. Eisler.

Mehr Informationen:
clio@gewi.kfunigraz.ac.at
http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/clio


 
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