FORUM: Erzberg –
Mythos und Verdrängung
Die ökonomisch desolate Situation der Gemeinden rund um den Erzberg
führt zu einer „Disneyfizierung“ der Region: Event-Tourismus mit aufwändigen
Multimedia-Installationen ist angesagt. Doch unter den vielen Geschichten
über das Bergmannsleben, die den TouristInnen erzählt werden,
ist keine einzige über die Jahre 1938 bis 1945.
Denn dies würde vermutlich die tourismusförderliche Mythenbildung
stören: Schließlich schufteten in den genannten Jahren bis zu
5000 ZwangsarbeiterInnen und 2000 Kriegsgefangene im Erzabbau und hielten
so die kriegswichtige Produktion aufrecht. Neben den Zwangsarbeiter- und
Kriegsgefangenenlagern existierte am Erzberg von Juni 1943 bis März
1945 eine Außenstelle des KZ Mauthausen mit über 500 Häftlingen,
von denen weniger als die Hälfte überlebte. Und unter den Abraumhalden
an der Rückseite des Berges liegt ein Vernichtungslager mit Gaskammer,
das offenbar wegen der näher rückenden Front nicht mehr „in Betrieb“
genommen wurde – gleichermaßen als Symbol dafür, wie sich die
lokalen NS-Größen und ihre Mitläufer durch das „Zuschütten“
aus der Verantwortung stehlen konnten: Nahezu alle Belege über die
Ereignisse dieser Periode am Erzberg sind verschwunden, mussten die MitarbeiterInnen
des historisch/künstlerischen Projektes „Steirisches Erz“ feststellen.
Was sie dennoch sichern und festhalten konnten, präsentieren sie am
Donnerstag, dem 21. Juni ab 19.30 im Forum Stadtpark – als Vorschau auf
die Ausstellungen VOR ORT. Die „Vorschau“-Ausstellung im Forum ist bis
8. Juli zu sehen.
Eine äußerst informative Website (http://forum.mur.at/erz)
bietet einen umfassenden Überblick über das Projekt, seine Zugänge
und Ergebnisse. |