06 / 2001
  FORUM: Erzberg – Mythos und Verdrängung

Die ökonomisch desolate Situation der Gemeinden rund um den Erzberg führt zu einer „Disneyfizierung“ der Region: Event-Tourismus mit aufwändigen Multimedia-Installationen ist angesagt. Doch unter den vielen Geschichten über das Bergmannsleben, die den TouristInnen erzählt werden, ist keine einzige über die Jahre 1938 bis 1945.
 

Denn dies würde vermutlich die tourismusförderliche Mythenbildung stören: Schließlich schufteten in den genannten Jahren bis zu 5000 ZwangsarbeiterInnen und 2000 Kriegsgefangene im Erzabbau und hielten so die kriegswichtige Produktion aufrecht. Neben den Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlagern existierte am Erzberg von Juni 1943 bis März 1945 eine Außenstelle des KZ Mauthausen mit über 500 Häftlingen, von denen weniger als die Hälfte überlebte. Und unter den Abraumhalden an der Rückseite des Berges liegt ein Vernichtungslager mit Gaskammer, das offenbar wegen der näher rückenden Front nicht mehr „in Betrieb“ genommen wurde – gleichermaßen als Symbol dafür, wie sich die lokalen NS-Größen und ihre Mitläufer durch das „Zuschütten“ aus der Verantwortung stehlen konnten: Nahezu alle Belege über die Ereignisse dieser Periode am Erzberg sind verschwunden, mussten die MitarbeiterInnen des historisch/künstlerischen Projektes „Steirisches Erz“ feststellen. Was sie dennoch sichern und festhalten konnten, präsentieren sie am Donnerstag, dem 21. Juni ab 19.30 im Forum Stadtpark – als Vorschau auf die Ausstellungen VOR ORT. Die „Vorschau“-Ausstellung im Forum ist bis 8. Juli zu sehen.

Eine äußerst informative Website (http://forum.mur.at/erz) bietet einen umfassenden Überblick über das Projekt, seine Zugänge und Ergebnisse.


 
JUNI-AUSGABE
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