Wer noch immer nicht glauben will, dass Leute wie George W. Bush niemals Präsidenten der Vereinigten Staaten sein sollten, der mache sich hurtig auf den Weg in sein örtliches Lichtspielhaus, um dort in Lars von Triers Musical-Tragödie „Dancer in the Dark“ staunend dem folgenden Satz zu lauschen: „Sie rufen zurück.“ Und gleich noch einmal für Feinschmecker: „Sie rufen zurück.“ Was hat nun „Dancer in the Dark“ mit George Bush zu tun? Nun ja: Gäbe es in Amerika die Todesstrafe nicht, wäre wohl auch Regisseur von Trier diese unsägliche Szene erspart geblieben. So aber beglückt er uns mit einem der peinlichsten
Zitate der Filmgeschichte. (Für all jene, die erraten, welche Szene gemeint ist, gibt es eine Extra-CD zu gewinnen.) Wunderbar hingegen die Filmmusik von Björk (Björk: Selmasongs, erschienen auf Polydor). Doch auch hier sei gewarnt. Nicht zu Unrecht beharrt die isländische Musikerin darauf, dass Selmasongs nicht ihr viertes Solo-Album ist, sondern eben nur der Soundtrack zum Film. Haptisches Indiz dafür: Selmasongs gibt’s nur in der herkömmlichen Kunststoff-Hülle und nicht wie gewohnt in einer aufwendigen Falt- und Klappkonstruktion. Nichtsdestotrotz: Björk ist Björk und macht immer großartige Musik.
 

Das lässt sich auch über einen anderen großen Isländer – nein, Amerikaner! – sagen: Johnny Cash, den Man in Black. Längst könnte er seinen wohlverdienten Ruhestand, versüßt durch die Tantiemen zahlloser Best-of-Alben, antreten, stattdessen veröffentlicht er alle jahre wieder großartige Alben. 
 

Begonnen hat alles mit American Recordings (1994). 1996 folgte das Album Unchained, das eine bemerkenswerte Würdigung Becks enthält, und vor einigen Wochen erschien American III: Solitary Man (erschienen auf American Recordings), auf dem Cash wieder einige zeitgenössische Klassiker interpretiert. Diesmal sind es, neben sehr erbaulichen Traditionals sowie Eigenkompositionen, Songs von Nick Cave – The Mercy Seat, die Todesstrafe scheint uns uns in dieser Kolumne zu verfolgen –, Bonnie Prince Billy (aka Will Oldham), Tom Petty und Neil Diamond. Nur für die, die es verdienen.