„Wir sehen besser aus als wir spielen“, übt sich Ulrich Tukur in musikalischem Understatement. Zu Unrecht. Denn erstens sind die Herren Tukur, Märtens, Mews und Mayer so zwingend attraktiv auch wieder nicht, zweitens ihre musikalischen Darbietungen von überaus großem Charme. Auf ihrem zweiten Album, wunderbar, dabei zu sein (ROOF Music), glänzen die Rhythmus Boys durch liebevolle Interpretationen so manches Modetanzes des vergangenen Jahrhunderts und ziehen den geneigten Zuhörer (die geneigte Zuhörerin sowieso) mit Leichtigkeit in ihren Bann.
Egal ob Kalle Mews, der angeblich in seiner Zeit als Biologiestudent Regenwaldvögel im Amazonas beobachtet und in ihren Nestern gelebt haben soll, den Schrei des erotisierten Gelbhaubenkakadus trefflich zu imitieren weiß, oder ob die versammelte Männerschar aus voller Kehle „Für einen richtigen Mann gibt es keinen Ersatz“ intoniert – Sympathien, Herzen, vielleicht sogar textile Produkte sollten ihnen zufliegen.
 

Mit ganz anderen Problemen musste sich Jason Spaceman Pierce in den vergangenen Jahren herumschlagen. Seine erste Band, Spaceman 3, zerbrach angeblich, weil Jason zum Missfallen seiner Band darauf beharrte, Freundin Kate Radley auf Tournee mitzunehmen. Kate Radley wechselte aber zu Richard Ashcroft, Spacemen 3 lösten sich auf, Pierce wechselte seine Lieblingsdroge und widmete sich ganz seinem Nebenprojekt Spiritualized. 1997 stellte sich mit der als Medikament getarnten CD Ladies and Gentlemen We Are Floating in Space der große  kommerzielle Erfolg ein, Pierce feuerte seine Band und investierte das verdiente Geld in einen pompösen Chor und ein Bläserensemble, um der neuen Spiritualized-CD Let it come down jenen musikalischen Heiligenschein aufzusetzen, von dem er angeblich seit den Tagen von Spacemen 3 geträumt hatte. Technisch umgesetzt wurde das in den Abbey-Road-Studios und in George Martins Air-Studios. Durch all den personellen Aufwand, der auch auf der Tournee durchgehalten wird (Chor, 18 Bläser), gelingt es der Band, ihrem Namen gerecht zu werden. Monumentaler Erbauungskitsch, auch für Atheisten und den Einsatz in der Musiktherapie geeignet.