10 / 2001
 

Der Wunsch, die Musikkritik zu einem Ort der Huldigung isländischer Musikproduktion zu machen, spielte seit jeher eine Rolle bei all unseren Bemühungen. Vespertine, Björks neues Album, kann daher nicht spurlos an dieser Kolumne vorübergehen, auch wenn es klanglich weniger spektakulär und sparsam ausgestattet wirkt als seine Vorgänger. Der Griff nach dem weiß gefärbten Kunststoff, der die CD umgibt, weckt Assoziationen mit einer Kühlschranktür. Björk selbst wird nicht müde zu betonen, dass Vespertine ein Kunstwerk ist, das zur Verherrlichung der Küche geschaffen wurde, dem aufregendsten Ort in jedem Haus.
Im Sommer verließ Björk ihre Küche für einige Monate, um in Grönland Urlaub zu machen, nachdem sie die Vorbereitungen für ihre Tournee abgeschlossen und die Pressekonferenzen – die diesmal in der Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs abgehalten wurden – hinter sich gebracht hatte. Von dort kehrte sie mit 16 gesangstechnisch beeindruckenden Inuitsängern zurück, deren Performance ebenso wie das Novecento Orchestra und das technikverliebte Matmos Duo zum Bestandteil der Tournee wurde, die  ausschließlich durch Kirchen und Konzertsäle führt und außerdem von einem rhythmisch seine Schuhe bürstenden John-Major-Imitator bereichert wird.
 

Letzten Sommer sorgte Meinrad Jungblut mit seinem veritablen Sommerhit „Sonnendeck“ für fröhliche heiße Tage. Dann bekam er’s offenbar mit der Angst zu tun (zuviel Publicity?), nennt sich seither Peter Licht und bringt nun unter diesem Pseudonym sein erstes „richtiges“ Album auf den Markt. Mit vierzehn Lieder legt er wohl eines der besten Debütalben des Jahrzehnts vor. Erwartungshaltungen werden souverän gebrochen, ein Nachfolgehit von Sonnendeck ist weit und breit nicht zu sehen. Licht adelt sich freiwillig zum One-Hit-Wonder. Spröde Melodien umrahmen die sprachliche Kleinode, die liebevoll aus Allerwelts-Sprachfetzen zusammengesetzt sind. Was ist ernst gemeint, was Ironie? Oder wird auch die Ironie gebrochen? Diese Fragen darf der Zuhörer allein entscheiden. Und über allem thront der Leitsatz: Kunst ist schön – Alltag ist schöner!
 


Die CDs wurden  zur Verfügung gestellt von 
DUX-RECORDS
Annenstraße 6
8010 Graz
Tel. 72 37 27


Die beiden CDs gibt’s auch zu gewinnen – 
– natürlich in der KORSO-Gamebox!
 

 
OKTOBER-AUSGABE KULTUR