09 / 2000
 

Kurz nach dem sechzigsten Geburtstag seiner Mutter formulierte Thomas von Aquin in einer kleinen Laudatio einige Denkanstöße, denen wir heute verstärkt Beachtung schenken sollten, handelt es sich doch dabei nicht nur um den Grundstein der modernen Veterinärmedizin, sondern letztendlich auch um die Grundlagen der neuzeitlichen Musikwissenschaft.
Würfelförmige Computer sowie ein Label namens Apple hingegen sind neben einigen Schallplatten, die die Menschheit tief greifend verändert haben, zwei der herausragenden Hinterlassenschaften der Beatles. Auch Gene und Dean Ween verfolgen einen ähnlichen Plan, indem sie seit nunmehr zehn Jahren an einer Neudefinition der Musik der vergangenen Jahrzehnte herumbasteln. Anfangs mit Hilfe der Inspiration eines eigenen Dämons, der auf ihrer texanischen Farm hauste und maßgeblichen Einfluss auf die Ergebnisse der im Home Recording-Verfahren hergestellten Tonträger nahm. Mittlerweile entstehen die Songs im Studio, der Dämon wird nicht einmal mehr erwähnt, und die beiden Tonbandgeräte wurden durch eine Unzahl von Musikern ersetzt. Die neue Platte von Ween, White Pepper (erschienen auf Mushroom Records), beschäftigt sich diesmal unter anderem mit dem Spätwerk von John, Paul, George und Ringo. White Pepper: Sgt. Pepper und das Weiße Album in einem, statt Apfel Paprika. In der Puszta, die wir zuletzt heimgesucht hatten, als wir noch in unseren lettischen Rauledersandalen durch die Welt zogen, bestünde an der Genialität dieses Werks kein Zweifel, schließlich arbeitet man dort selbst ständig an neuen und ergreifenden Tondichtungen.
 

Hierzulande wird ungarische Musik nur dann wahrgenommen, wenn sie sich mit falschem Bart, Akzent und Artikel als Teil der Wiener Spasskultur präsentiert. Zu Unrecht, wie László Fogarasi Jr. beweist. Er kann nicht singen, beherrscht kein einziges Instrument und versteht es dennoch, wunderbare Musik zu produzieren. Vor Jahren schon bot er mit einer liebevoll zusammengestellten Kompilation Einblicke in die lebendige Produzenten-Szene Budapests, jetzt legt er als Yonderboi sein ureigenes Debut vor: Yonderboi: Shallow and Profound (erschienen auf Listening Pearls).
 

Die besprochenen CDs wurden von
DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz, Tel. 72 37 27
zur Verfügung gestellt.

2 der besprochenen CDs von Ween gibt’s auch zu gewinnen – natürlich in der 
KORSO-Gamebox 

 

 
SEPTEMBER-AUSGABE KULTUR