Editorial
Mit der Einstellung der Neuen Zeit ist die steirische Presselandschaft
noch ärmer geworden. Und damit auch die SteirerInnen – sie werden
über manche lokalen Ereignisse schlichtweg nichts mehr erfahren. Vor
allem über jene, die einen Kontrapunkt zum Mainstream darstellen.
Ein Beispiel? Bei der Pressekonferenz des Komitees gegen die Stadtwerkeprivatisierung
– dem immerhin mehrere GemeinderätInnen verschiedener Fraktionen,
zwei Universitätsprofessoren und weitere Honoratioren angehören
– war die NZ – wenige Tage vor ihrem endgültigen Aus – als einzige
Tageszeitung vertreten. Die beiden „Großen“ – obwohl personell wesentlich
besser ausgestattet – glänzten ebenso durch Abwesenheit wie der ORF.
Zivilgesellschaftliche Aktivitäten sind einfach nicht ihr Metier.
Ein weiteres Beispiel: Kurze Zeit nach der Einstellung der Neuen Zeit
ging ein Gerücht in Journalistenkreisen um: Die Grazer Stadtregierung
habe den beiden übriggebliebenen – ohnehin finanzstarken – Blättern
eine sechsstellige Subvention zugesagt. Weil solche Beschlüsse hinter
verschlossenen Türen fallen, wird es schwierig sein herauszufinden,
ob dieses Gerücht der Wahrheit entspricht. Eines ist jedenfalls klar:
In den beiden betroffenen Zeitungen werden wir nicht einmal ein Dementi
lesen.
Als Monatsmagazin kann KORSO natürlich nie die Themenvielfalt einer
Tageszeitung bieten, aber: Viel von dem, worüber wir berichten, werden
Sie wo anders gar nicht finden. Weil uns als frei finanziertem Medium die
Ausgaben für Papier, Druck und Zustellgebühren einfach zu teuer
sind, um sie für die x-te Szeneberichterstattung aufzuwenden und wir
sie lieber dafür einsetzen, ein wenig hinter die Kulissen politischer
Entscheidungen, kultureller Trends und wirtschaftlicher Entwicklungen zu
blicken.
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Ihr
Christian Stenner, für das KORSO-Team
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