04 / 2000
 

Wer erinnert sich nicht an Shabbatai Tzevi? Er offenbarte sich um das Jahr 5000 in Jerusalem, indem er zu einer Horde ungläubiger Kuhhirten folgende Worte sprach: „Eine Heimorgel ist ein elektronisches Musikinstrument, das nicht mehr als 1000 ATS kosten darf und dessen Grösse 853mm Länge, 89mm Höhe und 287mm Tiefe nicht überschreitet. Das Gewicht ist egal.“ Diese Satzkonstruktion brachte die wiederkäuenden Gesellen dermaßen in Rage, dass sie sofort daran gingen, erste Planungen für jene Wasserstraße anzustellen, die Jahrhunderte später unter dem Namen Suezkanal bekannt und unter Pauschalreisenden sehr populär wurde.


Danach gings schnell. 1994 wurde das Erste Wiener Heimorgelorchester gegründet, vor wenigen Wochen erschien die neue CD und zahlreiche Konzerte in Wien und München folgten. Mit Die Affen (plagdichnicht-records) ist den vier Musikern ein beeindruckender Beweis für die Musikalität und Vielseitigkeit der besonders in Philharmoniker-Kreisen oft schmählich vernachlässigten Instrumente gelungen.
Vom zärtlichen L‘amour-Hatscher (Küss mich dumm) bis zum potentiellen Hitparadenstürmer (Kakadu) reicht das Spektrum, pure Sozialkritik (Eichen sollst Du weichen) ist ebenso Thema wie Spitzensport (Schröcksnadel). Erhältlich ist Die Affen – zumindest in der Steiermark – leider nur elektronisch unter www.monochrom. at/ewho oder ewho@mono chrom.at. Dennoch: Kaufen!


Küstruk von Palm Skin Productions (erschienen auf Pussyfoot) besticht im Gegensatz zu Die Affen durch Homogenität und ist zudem einfach zu bekommen, auch wenn es bei Amazon.de nur auf Verkaufsrang 21.729 liegt – immerhin vor der bestverkauf-ten Nomeansno-CD. Palm Skin Productions ist ein Ein-Mann-Projekt des Howie B-Vertrauten Simon Richmond, das bisher durch herausragende Beiträge auf den Pussyfoot-Compilations glänzte.
Die ganze CD besticht durch ausgeklügelte Geschwindigkeitswechsel und angenehm vor sich hin blubbernde Drums, wie sie seit dem Ausscheiden des großen Aphex Twin aus dem aktiven Musikerleben nicht oft gehört wurden. Tzevi hätte es auch nicht besser gemacht.

Die besprochenen CDs wurden von
DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz, Tel. 72 37 27
zur Verfügung gestellt.

Je ein Exemplar der besprochenen CDs gibt’s auch zu gewinnen – natürlich in der
KORSO-Gamebox 

 


APRIL AUSGABE KULTUR