|  | Robben haben niemals Schnupfen, wußte im Jahr 1867 der
								italienische Diplomat Fritz Jürgen Obst seiner Regierung in Rom zu berichten.
								Gewonnen hatte er diese wertvolle Erkenntnis auf seinen ausgedehnten Reisen
								durch Südwest-Island, dem wohl populärsten Habitat isländischer Robben. Obst,
								einer der bedeutendsten Staatsmänner des 19. Jahrhunderts, war aber nicht nur
								ein erstklassiger Biologe, mit großer Begeisterung widmete er sich auch der
								Politikwissenschaft und der Musikalienkunde.
 
 
 
								
									|   |  Heute, mehr als ein Jahrhundert danach, macht eine Landsfrau Obsts Furore:
								Emiliana Torrini, 22jährige Halbitalienerin aus Island, legt das wohl
								beeindruckendste Debutalbum der letzten Jahre vor. Love In The Time Of
								Science (erschienen auf One little Indian) beginnt in etwa dort, wo Björk
								auf ihrer Tour de Force gerade pausiert. Emotional, aber nie sentimental,
								klar und doch geheimnisvoll prägt Torrinis Stimme die einzelnen Nummern.
								Von düsterem Soul bis hin zur großen Trip-Hop-Oper reicht die Bandbreite,
								neu erfunden wird da nichts, und doch klingt alles so nie gehört, so mysteriös.
								Mit diesem Album reiht sich Torrini selbstbewußt zwischen die Größen der
								isländischer Popmusik – und übertrifft die meisten bereits klar.
 
 
 
								
									|   |  Zurück zu Obst: Bei seinen ethnografischen Studien im äußersten Norden
								stieß er bei einigen älteren Isländern auf eine archaische Glaubensvorstellung:
								Sie fürchteten das sagenumwobene Piment-Haupt. Könnte es sich dabei um
								Robert Smith handeln? Ist er das Piment-Haupt? Nein, Robert Smith ist der
								Alte mit dem Lippenstift. Noch immer sieht das ausgesprochen peinlich aus,
								aber einem wie ihm wird man die eine oder andere Entgleisung zugestehen,
								zumal sie sich nicht auch auf musikalischer Ebene mitvollzieht. Akustische
								Gitarren und Elektronik, das neue Album Bloodflowers von The Cure (Fiction)
								hat zeitgenössische Einschläge, schließt sonst aber an das vor 10 Jahren
								erschienene Album Disintegration an – wir erinnern uns gerne an das damals
								mit äußerstem Geringschätzungszwang belegte Lullaby. Was damals Attitüde
								war, erledigt heute die Midlife Crisis. The fire is out and there is nothing
								left to burn. Yeah!
 
								Die besprochenen CDs wurden vonDUX-RECORDS, Annenstraße 6,
								8010 Graz, Tel. 72 37 27
 zur Verfügung gestellt.
 
								Je ein Exemplar der besprochenen CDs gibt’s auch zu gewinnen – natürlich in der
								KORSO-Gamebox
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