Die letzten Weihnachten im vergangenen Jahrtausend verbrachten wir bei Oma. Oma lebt in Riga und dort ist es im Dezember ausgesprochen unwirtlich. Wir ließen uns dennoch nicht von unserer Reise abbringen und feierten den Heiligen Abend so, wie es die Letten und die anderen Bewohner des Baltikums schon seit vier Jahrtausenden tun. Um dem Abend des 24. Dezember einen möglichst feierlichen Rahmen zu verleihen, schnitten wir hinter dem Haus eine Tanne ab und stellten den halbierten Baum in Omas Wohnzimmer. Da mehr als die Hälfte Lettlands mit Wald überwuchert ist und Bäume seit dem 15. Jahrhundert ohnehin eine wichtige Rolle in der lettischen Folklore spielen, blieb dieser Raubbau unbemerkt. Während des 12 Tage dauernden Weihnachtsfestes aßen wir Huhn, Erbsen, Brot, Apfelkuchen und Schokolade. Oma trank auch ein wenig Sekt und Martini, wir aber begnügten uns mit Fruchtsaft. 2001 ist das Jahr der harten Drogen, da wollten wir nicht vorgreifen. Am 24.12.2000 um 21 Uhr (MESZ) kam der Weihnachtsmann und las uns ein Gedicht vor: „Eglite masina, zimasvetku vakara...“
Die schönste Platte des vergangenen Jahres stammt von der jungen isländischen Band Sigur Rós („Siegesrose“) und trägt den Titel Agætis byrjun (erschienen auf Smekkleysa). Dem musikalischen Vermächtnis der späten 90er Jahre verpflichtet, erleben in ihrer Musik die größten Momente aus 30 Jahren Musikgeschichte eine Wiedergeburt, die von den vier Bandmitglie-dern am Cover als Frühgeburt gedeutet wird. Soundfrag-mente, die an Mazzy Star, My Bloody Valen-tine und Pink Floyd erinnern, verdoppeln das Wohlbefinden und halbieren den Schmerz, an dem Sänger Jón Þór Birgisson, in den Songs theatralisch gekonnt durch Celli verstärkt, das Publikum teilhaben lässt.
 

Dass es auch ein Leben jenseits der Musikgeschichte (vor allem der eigenen) gibt, beweist hingegen der ehemalige Opus-Bassist Peter N. Gruber. Auf fis (doublebass records) erweist er sich nun schon zum wiederholten Mal als Meister stimmungsvoller Kontrabassexperimente und besonders in den Duetten mit Otto Lechner (Akkordeon) und Ewald Oberleitner (ebenfalls Kontrabass) als begeisternder Teamplayer.